Neubau Berufskollegs des Kreises Recklinghausen
04.03.2005 Grundsteinlegung - Grußwort Architekt
Herr Regierungspräsident, Herr Landrat, Herr Bürgermeister,
meine Damen und Herren, liebe Festgemeinde,
jedes Bauprojekt hat seine Stationen. Eine davon ist die, die wir heute erreicht haben, wenn wir hier gemeinsam den neuen Berufskollegs in Recklinghausen ihren Grundstein legen können.
1 Der Weg mit seinen Stationen, gewissermaßen ein Kreuzweg, hat ja zunächst seinen Beginn im Architektenwettbewerb, bei dem die spezifischen Bedürfnisse des Bauherrn erstmals beginnen Gestalt anzunehmen in Form einer Architektur, eines Entwurfes, dem geistigen Nukleus eines Gebäudes: der Bauherr hat den Bedarf, der Architekt hat die Vision, es entwickelt sich eine Ahnung von Gestalt, erstmals beginnt sich die Kongruenz von Bedarf und Form abzuzeichnen.
1.a Das war bei unserem Projekt vor zwei Jahren, im März 2003. Wie es dabei schien: Einigkeit allenthalben.
2 Als nächste Station folgt dann im öffentlichen Projekt ja die Verabschiedung einer HU-Bau, der Haushaltsunterlage, die einerseits dem Bauherrn umfassende Kenntnis und damit ein hohes Maß an Sicherheit darüber verschafft, was und zu welchem Preis ihn bei seinem Projekt schlussendlich erwarten wird; andererseits spricht der Bauherr mit der Verabschiedung dieser Haushaltsunterlage seinen Architekten und Ingenieuren das Vertrauen aus und gibt damit diejenige Planungssicherheit, die für die hoch komplexe Weiterbearbeitung des Projektes zwingend erforderlich ist.
Mit anderen Worten: man versichert sich gegenseitig, dass die Sache auf dem richtigen Weg ist.
2.a Das war bei unserem Projekt vor gut einem Jahr, nämlich im Dez 2003, als die Haushaltsunterlage verabschiedet wurde und die Planer davon ausgehen durften, dass sie das Vertrauen ihres Auftraggebers besitzen.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, wenn nicht nur Störfeuer wahrzunehmen waren, sondern regelrechten Angriffen auf dieses Vertrauen entgegengetreten werden musste.
3 Zur nächsten Station wird dann die
Baugenehmigung, mit Hilfe deren von Amts wegen die Bürger der Stadt vor Übergriffen der Planer -böswilligen oder sonstigen- geschützt werden sollen; gleichzeitig bescheinigt aber auch umgekehrt nun noch die Stadt dem Projekt 'Correctness' (wie man so sagt), wenigstens im baurechtlichen Sinn.
Alles in Allem wiederum ein Vorgang, der den Beteiligten, dem Bauherrn, den Planern, dem Souverän versichert, dass das Projekt auch hier auf dem richtigen Weg ist.
3.a Das war bei unserem Projekt im Mai des vergangenen Jahres und ging so rasch und geräuschlos vonstatten, dass es wahrscheinlich für viele gar nicht wahrnehmbar wurde (bemerkenswert): unterm Strich eine Reihe technisch - fachlicher Abstimmungen mit Ergebnis, ein Verwaltungsvorgang ohne Schnörkel und Kapriolen, eine Prozedur weitgehend ohne den schweren Atem großer Politik.
4 Mit der nächsten Station steuert dann das öffentliche Projekt die Genehmigung des Kostenanschlags durch den Souverän an.
Hier sollen zunächst die Planer zeigen, dass sie die gemeinsam mit dem Bauherrn im Zuge der Haushaltsunterlage (das war die 2. Station auf unserem Kreuzweg) ,dass die Planer die definierten Konstruktionen und budgetierten Kosten nicht nur brav, vielleicht sogar intelligent, in jedem Falle aber so sehr wie möglich im Sinne der künftigen Nutzer und Benutzer des Gebäudes erreichen werden können.
Ist dieser Nachweis erbracht, sollte es dem Bauherrn nicht mehr schwer fallen, dem Projekt nun den Segen -gar nicht die Absolution- zu erteilen für dessen letzte Stufe, das dingliche Errichten des Hauses, die Materialwerdung der Vision, den Bau des Gebäudes. Hier wird doch tatsächlich dem Souverän das finale Bekenntnis zu seinem Projekt abverlangt.
4.a Bei unserem Projekt ist das noch gar nicht lange her und ereignete sich bekanntlich kurz vor dem letzten Weihnachtsfest.
Misst man nun den Schwierigkeitsgrad der Entscheidung am Umfang der vorhergehenden politischen Debatte und der Eindeutigkeit von Abstimmungsergebnissen, ist dem Souverän - so scheint es - sein abschließendes Bekenntnis zum Projekt ganz offenbar sehr leicht gefallen, dieser Beschluss, den Kreuzweg bis zu seinem Ende konsequent durchstehen zu wollen:
Das ist gut so, denn angesichts der eigentlich viel zu geringen Zeit, die für die bauliche Umsetzung nun noch bleibt, ist eine wesentliche Voraussetzung für ein dennoch erfolgreiches Abschließen des Weges, dass möglichst alle ihr einschlägiges Engagement, ihren Eifer, ihre Potenziale den Bedürfnissen des Projektes widmen und sie in wenigsten ungefähr die gleiche Richtung lenken; dann können wir bald an diesem Ort (bei hoffentlich angenehmerer Witterung) auch noch die beiden letzten Stationen des Weges erreichen, die des Richtfestes und der Übergabe an die Nutzer.
Herr Regierungspräsident, Herr Landrat, liebe Festgemeinde, Herr Dr. Schultes-Bannert, Herr Dr. Köhler:
unsere Mitarbeiter, meine Partner und ich, wir wünschen den neuen Berufskollegs in Recklinghausen, dass sich nun auch für die letzten Teile dieses steinigen Weges ein Geist einstellt, der so eindeutig ausgerichtet und tragfähig ist wie dieser Grundstein, den wir hier mit einem Kern aus Zeugnissen unseres 'Heute' versehen haben und von dem wir hoffen, dass er von nun weg einen möglichst langen, ruhigen, Schlaf schläft. Dankeschön.